Angststörung

Das Gefühl der Angst kennt jeder Mensch. Und das ist auch gut so. Angst ist eine sinnvolle Emotion, denn sie kann uns vor Gefahren bewahren, etwa indem wir eine bedrohliche Lage meiden oder davor flüchten. Angst ist demnach völlig normal und sogar (über-)lebenswichtig. Bei Menschen mit einer Angststörung ist Angst jedoch unverhältnismäßig. Menschen mit einer Angststörung weisen starke Angstreaktionen auf, obwohl es dafür keinen objektiven Grund gibt.  Erst wenn eine Angst unangemessen stark ist und in keinem Verhältnis zur Lage steht, spricht man von einer Angststörung.

Das Einteilungssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das ICD 10, unterscheidet zwei große Gruppen: die Phobien (auch phobische Störungen) und die sonstigen Angststörungen. Der Unterschied: Die Angst oder besser Furcht der phobischen Störungen richtet sich auf Situationen oder Objekte in der Umgebung, welche als ihre Ursache ausgemacht werden können, während die Angst der sonstigen Störungen auf keine Umgebungssituationen zurückzuführen ist.

Furcht oder doch mehr

Eine Phobie (=griechisch: Furcht) ist eine unangemessene, starke und lebenseinschränkende Furcht vor etwas. Meist denkt man an bestimmte Objekte, Tiere zum Beispiel: Hunde, Mäuse, Spinnen, Schlangen... Aber nicht nur spezifische Objekte können zum Auslöser einer solchen Furcht werden.

Angst auslösen können Höhen und Tiefen, Donner und Blitz, Dunkelheit, geschlossene Räume oder auch hier im wahrsten Sinne des Wortes ausweglose Situationen wie Menschenmengen oder überfüllte Verkehrswege.

Auch der Gedanke, möglicherweise eine Konversation in der Mittagspause in der Kantine führen zu müssen, weil man dann sicher rot wird und zu stottern beginnt, kann Menschen so sehr ängstigen, dass sie sich außerstande sehen, sich dieser Situation zu stellen. Diese unterschiedlichen Phobien werden im ICD 10 noch einmal voneinander unterschieden: Es gibt die Agoraphobie, die soziale Phobie und die spezifische (isolierte) Phobie.

In der Sprache des ICD 10 heißt dies: Phobien sind „eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird. In der Folge werden diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen. Die Befürchtungen des Patienten können sich auf einzelne Symptome wie Herzklopfen oder Schwächegefühl beziehen, häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden. Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist schon Erwartungsangst“.


Panisch vor Angst

Bei den sonstigen Angststörungen ist die Furcht nicht auf bestimmte Objekte beziehungsweise Situationen begrenzt. Sie tritt entweder für die Betroffenen scheinbar aus heiterem Himmel in unterschiedlichen Situationen auf, oder sie ist allgemein, generell und betrifft als eine solche generalisierte Angststörung unterschiedliche Lebensbereiche. Unterschieden werden die Panikstörung und die generalisierte Angststörung.

Eine Angststörung kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Die Erkrankung betrifft nicht nur die Psyche, sondern auch den Körper. Betroffene befürchten in der Regel die Kontrolle zu verlieren. So deuten sie beispielsweise körperliche Symptome als drohende Herzattacke oder sie haben die Sorge, in der jeweiligen Lage das Bewusstsein zu verlieren, zusammenzubrechen oder verrückt zu werden.

Folgen der Angst und ihre Behandlung

Angst ist ein großes Thema, über das Menschen seit Jahrtausenden nachdenken, welche sie zu erklären und zu verstehen versuchen. Trotzdem oder vielleicht auch deswegen gibt es bis heute nicht die eine Erklärung der Angst. Je nach psychotherapeutischer Schule werden andere Schwerpunkte gesetzt, andere Ursachen in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt. Jede Schule hat eigene Hypothesen entwickelt, in denen bestimmte Aspekte der Angst unterschiedlich gewertet werden. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass viele unterschiedliche Faktoren im Zusammenhang die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Angststörung erhöhen. Hierzu gehören beispielhaft psychosoziale Faktoren, wie traumatische Ereignisse in der Kindheit, z.B. Tod eines Elternteils, Scheidung der Eltern, sexueller Missbrauch oder eine lebensbedrohliche Krankheit. Ein unverhältnismäßiger Erziehungsstil spielt genauso eine Rolle bei der Entstehung einer Angststörung wie neurobiologische Aspekte und genetische Faktoren.

Häufig ist nicht die Angst selbst, die für die Betroffenen besonders belastend ist, sondern die damit verbundenen Folgen. Einige Betroffene können ihre Arbeit nicht mehr nachgehen wie auch ihren Alltag nicht mehr bewältigen. Andere gehen nicht mehr aus ihrer Wohnung, weil sie Angst vor einer plötzlich auftretenden Panikattacke haben.

Je früher Betroffene eine angemessene Behandlung bekommen, desto eher ist die Chance auf Heilung. Häufig lässt sich die Angststörung gut behandeln. Zur Behandlung ist vor allem eine Psychotherapie geeignet. Die Behandlung richtet sich im Wesentlichen danach, um welche Art von Angststörung es sich handelt und wie ausgeprägt diese ist.
 

Was ist eine Angststörung?