Sonstige Verfahren
Die Klientenzentrierte Gesprächstherapie
In der klientenzentrierten Gesprächstherapie wird der Patient selbst aktiv und sucht von sich aus Hilfe bei der Lösung eines Problems. Er gibt dabei nie die Eigenverantwortung aus der Hand, steht also im Zentrum der Therapie. Der Patient hat eine Selbstverwirklichungstendenz, das heißt, er weiß eigentlich, was ihm gut tut. Dieses Wissen um die eigenen Bedürfnisse ist jedoch aufgrund negativer Reaktionen auf bestimmte Gefühle, Verhaltensweisen geschmälert oder vielleicht ganz abhanden gekommen. In der Therapie wird ihm die Entfaltung der Selbstverwirklichungstendenz wieder ermöglicht, weil der Therapeut sich in den Patienten einfühlt, nie wertet, jedes Gefühl, jede Regung akzeptiert. In diesem therapeutischen Klima kann der Patient von sich aus seine Ressourcen aufspüren, sich verändern und weiterentwickeln.
Gesprächstherapien finden oft in Einzelsitzungen statt. Gruppensitzungen sind jedoch auch möglich. Ihr Umfang ist variabel. Meistens sind nicht mehr als 30 Stunden vereinbart.
Die Gestalttherapie
Die Gestalttherapie hat sich aus der Psychoanalyse entwickelt. Im Gegensatz zur Psychoanalyse betont sie – ebenso wie die Gesprächstherapie – die Fähigkeit des Menschen zur Selbstregulation. In der Therapie sollen die Patienten lernen, spontaner zu sein, ihre Gefühle besser zu artikulieren und eigenen und fremden Gefühlen stärker Rechnung zu tragen. Soweit die Gründe für die psychische Erkrankung des Patienten in dessen Lebensgeschichte liegen, werden sie in der therapeutischen Sitzung durch verschiedene für die Gestalttherapie typischen Techniken, wie etwa das Rollenspiel, aktualisiert und nochmals gewissermaßen „durchgespielt“; dabei geht es dann um Alternativen zu bisherigen eingeschliffenen Reaktionsmustern.
Die Gestalttherapie findet in Einzel- und Gruppensitzungen statt. Ihr Umfang ist variabel, sie dauert meist länger als Verhaltenstherapien oder eine Gesprächstherapie.
Die Familientherapie
Beziehungen untereinander
Familientherapeutische Verfahren gehen von der Tatsache aus, dass jeder Mensch in einem Geflecht von Beziehungen lebt und ein Leben ohne dieses Beziehungsgeflecht nicht vorstellbar ist. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen wird deutlich, dass die Symptome des Patienten nicht ohne seine Familie, in der er lebt oder aus der er stammt und aus der er bisher sich vielleicht nicht lösen konnte, verstanden und verändert werden können. Häufig zeigt sich der Patient nur als „Symptomträger“ der Familie. Eine Veränderung im Patienten kann deshalb auch nur durch Veränderungen in der Familie stattfinden.
Symptome der Familie
Diesen Ansatz verfolgt am konsequentesten die systemische Therapie. Sie versteht die Symptome des Patienten immer als Symptom der ganzen Familie. Gelingt der Familie ein anderer Umgang miteinander, verlieren die Symptome des „Indexpatienten“ an Bedeutung und verschwinden.
Teufelskreis Beziehungsgeflecht
Familientherapie ist auch sinnvoll, um psychisch erkrankten Menschen und ihren Angehörigen einen anderen Umgang mit der Krankheit nahe zu bringen. Denn jede psychische Störung bedeutet nicht nur Leiden für den Patienten, sondern auch für jeden Angehörigen, der sich zunehmend angegriffen oder überflüssig, ausgestoßen oder überbeansprucht fühlen muss und ganz eigene Gefühle des Ärgers, der Angst, des Verlustes oder des Aufgesogenwerdens zu bewältigen hat. Je weniger ihm das möglich ist, desto schneller entsteht ein Teufelskreis, in dem sich der Patient wiederum als abgelehnt, wertlos, überflüssig, gehasst erlebt. In den Therapeutischen Sitzungen soll dieser Teufelskreis aufgebrochen werden. Eine andere Form der Kommunikation wird erprobt und neue Problemlösungsstrategien werden entwickelt.
Familientherapeutische Behandlungen, an denen möglichst alle Familienmitglieder teilnehmen, sind meist sehr kurz, sie umfassen häufig nicht mehr als sechs bis zwölf Sitzungen in unregelmäßigen Abständen.